Worte haben Einfluss, direkt und indirekt – sie können erheben, aber auch vernichten. Dies soll meine Arbeit zum Thema der „unsichtbaren Künstlerin“ verdeutlichen. Über Jahrhunderte wurden Äußerungen, die Frauen schmähten, sobald sie sich nur ein kleines Stückchen außerhalb der Norm bewegten, in der Gesellschaft etabliert. So ging es natürlich auch und vor allem Frauen, die ihren Weg in der Kunst sahen und sich als Künstlerinnen beruflich verwirklichen wollten. Sie wurden lächerlich gemacht, gesellschaftlich geächtet und von ihren Kollegen, die sich nun auch gegen „Frauen“ behaupten mussten, als minderwertig erachtet.
Zitate, – die von Kunsthistorikern, Journalisten, Künstlern und Künstlerinnen geschrieben, gesprochen und erlebt wurden:
DIE FRAU IST ALS KÜNSTLERIN NICHT IN DER LAGE EIGENSTÄNDIG ETWAS ZU PRODUZIEREN, SIE MUSS, WIE AUCH IN IHREM LEBEN, BEFRUCHTET WERDEN VOM MANN; DIE FRAU HAT KEINE EIGENE KUNST! Arthur Rössler – Kritiker, Entdecker und Förderer von Egon Schiele
MAN KANN VON IHR NICHTS BESSERES SAGEN, ALS DASS IHRE KUNST NICHT EIGENTLICH WEIBLICH, SONDERN VON MÄNNLICHER KRAFT WAR! Kritiker zu Tina Blaus Werken
SCHADE, DASS SIE IN DEM WAHNE LEBT, MÄNNERARBEIT TUN ZU WOLLEN, DAFÜR IST SIE NICHT GEBOREN! Ludwig Hevesi – Kritiker
WAREN SIE MAL BEI KÄTHE KOLLWITZ? IHRE SACHEN BEWEISEN, DASS EIN KÜNSTLER AUCH MAL AUS VERSEHEN ALS FRAU GEBOREN WERDEN KANN! Hans Otto Schaller, zit. nach Neumann, Edith: Künstlerinnen in Württemberg.
SEHEN SIE FRÄULEIN, ES GIBT ZWEI ARTEN VON MALERINNEN; DIE EINEN MÖCHTEN HEIRATEN UND DIE ANDEREN HABEN AUCH KEIN TALENT! Paul Bruno, Simplicissimus 1901 45 -…
DIE FRAU IST KEINE WIRKLICHE KÜNSTLERIN; SONDERN DIE IMITATORIN PAR EXCELLENCE […] SIE IST DIE GEBORENE DILLETANTIN! Karl Scheffler
FRAUEN, DIE MALEN, DRÜCKEN SICH VOR DER ARBEIT! Christl Näher – Künstlerin
KEIN WEIBLICHES VORBILD BOT MIR EINE PERSPEKTIVE FÜR MEIN KÜNFTIGES LEBEN, DIE KUNST GEHÖRTE DEN MÄNNERN! Gisela Breitling – Künstlerin
FRAUEN KÖNNEN NICHT MALEN, DER KUNSTMARKT LÜGT NICHT! Georg Baselitz – Künstler
MÜSSEN FRAUEN NACKT SEIN, UM INS MUSEUM ZU KOMMEN? Guerilla Girls – Manifest
Diese Zitate, geschrieben auf unvergänglich erscheinenden, aber bereits antik anmutenden Kupferblech, stehen für diese, sich durch alle Epochen hinziehenden Diffamierungen der Frau als Künstlerin. Es sind Worte mit Gewicht und Pathos, aber sie sind durchscheinend, fast nicht greifbar, sie sind offen und scheinbar schwebend. Trotzdem kommen sie einer Fesselung gleich und begrenzen Künstlerinnen in ihrem ureigensten Raum – in ihrer eigenen Wahrnehmung des künstlerischen Selbst. Machen Sie einen Versuch – drehen sie jeweils die Wörter Frau in Mann und Künstlerin in Künstler um, ihre in seine usw.…, wie verändern sich die Schwerpunkte in den Zitaten? Auf einem schwarzen Sockel, bis auf zwei Kupferstangen leer, werden die Kupferstreifen mit den Zitaten übereinander gereiht, ergeben plötzlich Sinn, die Gewichtung der Worte innerhalb der einzelnen Sätze wird spürbar. Zugleich werden Namen von Künstlerinnen aufgezählt (auf Grundlage einer selbst erarbeiteten Liste – ca. 700 Namen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit), ohne auf sie weiter einzugehen – von Künstlerinnen, die von der Antike bis in die Moderne, ein Schicksal teilten – sie wurden als Frau geboren und waren somit nicht „erwähnenswert“, in einem Kodex der Kunsthistorie, die nur männlichen Künstlern offenstand. Es liegt an uns, diese Macht der Worte zu durchbrechen, uns aus dieser „Umklammerung“ zu lösen, sie durch Taten obsolet zu machen – „FRAUEN MACHT KUNST
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